Bürgermeister
Liebe Leserinnen und Leser,
Die Gesamtsumme der über die städtische Vereinsförderrichtlinie ausgereichten Zuwendungen ist sehr übersichtlich. Oftmals wird daher - gern auch mit dem Verweis auf Riesa - Unmut über die unzureichende Förderung der Vereine in Strehla geäußert. Das ist durchaus nachvollziehbar, gibt es doch eine Vielzahl von Menschen, die sich freiwillig als Trainer bzw. Übungsleiter, als Vorstandsmitglied, als Fahrer oder als Helfer engagieren. Ein Großteil der Unterstützer ist berufstätig. Es kann nicht hoch genug angerechnet werden, dass man die knappe freie Zeit für die Unterstützung der Arbeit im Verein oder aber für die Betreuung von Kindern- und Jugendlichen widmet. Gerade deswegen dränge ich an dieser Stelle auf Sachlichkeit in der Diskussion. Lassen Sie uns hierzu gemeinsam auf die letzten zehn Jahre zurückblicken. Einige Vergleiche mit den Nachbarkommunen sollen dabei vorangestellt werden.
Die Stadt Strehla plant 2025 bei einem Haushaltsvolumen von ca. 8,5 Millionen Euro mit Einnahmen aus der Gewerbesteuer in Höhe von etwa 550.000 Euro und mit einem Defizit von ca. 480.000 Euro im Finanzhaushalt. Die Gemeinde Thiendorf rechnet dagegen bei vergleichbarer Einwohnerzahl mit Gewerbesteuereinnahmen in Höhe von 2,5 Millionen Euro, ohne dass dort eine Fähre, ein Kleintierzoo, ein Freibad betrieben werden oder eine Oberschule zu unterhalten ist.
Auch in Städten wie Riesa oder Lommatzsch ist das Gewerbesteueraufkommen in Bezug auf die Anzahl der Einwohner größer. Dennoch wurden die Entgelte für die Hallenbenutzung in Riesa angehoben. Sie liegen deutlich über dem Niveau von Strehla. Gruppen mit Kindern haben oftmals ein Entgelt zu entrichten. Folgerichtig sind vielfach auch die Mitgliedsbeiträge der Vereine höher als in Strehla. Dagegen ist die Hallennutzung für Kinder- und Jugendliche in unserer Stadt seit nunmehr fast neun Jahren entgeltfrei.
Anders als in der Großen Kreisstadt Riesa gibt es auch keine kommunalen Stadtwerke, die lokale Vereine zusätzlich, über die städtische Zuwendung hinaus, tatkräftig unterstützen.
Trotz erheblicher Mehraufwendungen für Personal-, Sach- und Energiekosten und negativem Haushalt erhöhte die Stadt Strehla während der Corona-Pandemie zeitlich befristet die Vereinsförderung. Der Verwaltungsausschuss konnte in dieser Zeit für nahezu jedes beantragte Vorhaben die gewünschte Zuwendung zukommen lassen, darunter auch Betriebskostenzuschüsse für deutliche Steigerungen bei den Nebenkosten.
In den letzten Jahren gab es vielfältige Unterstützung durch den Bauhof unserer Stadt bei der Bereitstellung von Geräten und Maschinen (z.B. Rasentraktor), bei Personal, bei der Grünpflege oder beim Abtransport von Grünschnitt oder Bauabfällen, z.B. am Teehäuschen des Schlossvereines oder an der Streuobstwiese.
Neben den Arbeitsleistungen des Bauhofes werden aber auch Marktstände und Biertischgarnituren für Veranstaltungen der Vereine entgeltlos zur Verfügung gestellt.
Auch investiv wurde die Vereins- sowie die Kinder- und Jugendarbeit unterstützt. Ich erinnere an die Zuwendung von 30.000 Euro für die Maßnahme Übungsplatz im Jahr 2015, an den Jugendklub, wo knapp 60.000 Euro Fördermittel eingeworben wurden oder an die Teilsanierung des Bades, wo etwa 840.000 Euro „verbaut“ wurden. Dennoch sind allein für das Nixenbad noch weitere 1,5 Millionen Euro Investitionen in die Badtechnik und den Beckenbereich nötig, um den Bestand und Erhalt des Bades langfristig zu sichern. Damit sollen auch weiterhin der Schwimmsport in der Grundschule oder die sportlichen Aktivitäten unserer Senioren, wie das Kreisseniorensportfest des Landkreises, ermöglicht werden. Aber natürlich haben wir auch die Familien im Blick, welche unkompliziert das Bad in Wohnortnähe nutzen können. Nicht unerwähnt soll auch der erhebliche Sanierungsbedarf in den Objekten des Sportvereins bleiben, der uns zusehends Kopfzerbrechen bereitet.
Grundsätzlich frei ist die Nutzung von städtischen Gebäuden für Vereine, zum Beispiel das Jugend- und Freizeitzentrum.
Beim jährlichen Karnevalsumzug ist die Stadt Co-Veranstalter. Gerade in heutigen Zeiten bedeutet das einen erheblichen Aufwand, um die Sicherheit, die Koordination mit der Polizei und dem Landratsamt, die Bereitstellung der Mitarbeiter des Bauhofes oder die Reinigung der öffentlichen Verkehrsfläche zu gewährleiten. Damit verbundene Kosten, z.B. für Feiertagsarbeit, finden sich in keiner Statistik über ausgereichte Zuwendungen.
Jahr für Jahr zahlt Strehla auch einen vierstelligen Betrag, damit Kinder- und Jugendliche vergünstigt am Unterricht der Musikschule teilnehmen können. Auch das ist nicht selbstverständlich. So müssen Schüler aus Glaubitz oder Staucha deutlich höhere Gebühren zahlen, da sich diese Gemeinden nicht an einer Co-Finanzierung beteiligen. Und Glaubitz steht mit dem Gewerbegebiet finanziell wesentlich besser da als unser Städtchen. Auch diese Summe taucht in keiner Übersicht auf.
Die Aufzählung ließe sich noch lange weiterführen. Dennoch möchte ich auf weitere, detaillierte Erläuterungen verzichten. Mein Ziel war es, Ihnen etwas mehr Einblick in die vielfältige Unterstützung der Kultur- und Vereinslandschaft zu vermitteln. Diese indirekten Aufwendungen übersteigen die jährlich ausgereichte Fördersumme für Vereine, Sport und Kultur sowie Kinder- und Jugendarbeit um ein Vielfaches. Sie wären ohne städtische Hilfe von den jeweiligen Akteuren selbst zu „stemmen“. Man kann sich die enorme zusätzliche Belastung der Vereine ausmalen, wenn diese Unterstützung entfiele, z.B. wenn sämtliche Kosten für Personal, Reinigung, Standmiete, Raumkosten etc. vollständig beim großen Karnevalsumzug dem SCC Strehla e.V. in Rechnung gestellt würden.
Trotz negativem jährlichen Haushaltssaldo und trotz bescheidener Einnahmensituation versucht unser kleines Team aus fünf Bauhofmitarbeitern und 12 Angestellten in der Kernverwaltung das empfundene Defizit bei den Vereinen oder bei der Sport- und Kulturförderung mit Engagement und neuen Ideen abzumildern. Das geht aber nur im Verbund und mit ehrlicher Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Dazu laden wir alle Vereine und engagierten Bürger ein. Jeder der sich einbringt verdient Anerkennung.
Oftmals sind es die informellen Zusammentreffen, die uns voranbringen. Einen ersten Schritt hierzu sehe ich in der Etablierung eines Vereinsstammtisches sowie einer interaktiven digitalen Vernetzung. Diese sollen als Austauschformate dienen, um sich gegenseitig auf dem Laufenden zu halten, z.B. über neue Fördermöglichkeiten oder Veranstaltungen und über neue Ideen. Gern lade ich hierzu die Vereine unserer Stadt ein
Ihr
Jörg Jeromin
Bürgermeister
Positionspapier der Stadt Strehla - Die Spaltung zwischen Stadt und Land durch Stärkung des ländlichen Raumes überwinden
Sehr geehrte Damen und Herren,
zu Recht rückte mit der Kabinettsumbildung der ländliche Raum in den Fokus eines ganzen Bündels von Maßnahmen. Sorge bereitet uns das weitere Auseinanderdriften zwischen Stadt und Land, welches sich zunehmend auch in den Köpfen verankert und als gegeben hingenommen wird. Diese Tendenz gefährdet die nachhaltige Entwicklung des gesamten Freistaates und den Zusammenhalt der Menschen. Der ländliche Raum droht, unter die Räder zu kommen.
Die Vertreter der Stadt Strehla formulierten daher das Positionspapier Regionalplanung, zentralörtliche Funktion und kommunaler Finanzausgleich. Wir nutzen den frischen Schwung der Debatte, um zu einer sachlichen Diskussion und zur Verbesserung der Problemlage beizutragen. Das Positionspapier wurde in der Sitzung des Stadtrates der Stadt Strehla am 19. Februar 2019 einstimmig beschlossen.
Gern sind wir bereit, unsere Anregungen und Beobachtungen mit Vertretern und Verantwortlichen aus der Bürgerschaft, aus der Verwaltung, aus der Wirtschaft, aus den Spitzenverbänden oder aus der Politik zu erörtern.
Das Positionspapier plus Anlagen finden sie unten als Downloadlink.
Mit freundlichen Grüßen
Stadt Strehla
Jörg Jeromin
Bürgermeister